Gasteiner Heilstollen
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Therapie bei Morbus Bechterew – Fragen und Fakten
17.05.2018

Hinter den Kulissen: Jede Menge Technik im Gasteiner Heilstollen

Was das Stethoskop für den Arzt ist, ist der Stollenzug für den Gasteiner Heilstollen. Ohne die Elektroloks ginge im Stollen gar nichts. Pro Jahr macht jeder Lokführer etwa 250 Zugfahrten mit jeweils etwa 100 Patienten in den Radhausberg. Damit alles reibungslos von Statten geht, stecken die technischen Mitarbeiter jede Menge Arbeit und Herzblut in die Erhaltung der Züge, Gleisanlagen und elektrischen Anlagen. Ein Blick hinter die Kulissen:

„Vorsicht am Gleis 1! Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten! Bleiben Sie bitte zurück! Nicht mehr einsteigen!“ – Patienten kennen die Ansagen am Bahnhof des Gasteiner Heilstollens. Die erste Einfahrt beginnt für Frühaufsteher schon um 8:00 Uhr. Doch lange davor sind unsere technischen Mitarbeiter schon im Stollen unterwegs. Jeden Tag findet von 6.00 – 7.30 Uhr eine Kontrollfahrt statt, bei der das Grubengebäude und die Gleisanlage begutachtet werden. Funktionieren die Weichen? Alles in Ordnung bei den Schienen und Schwellen? Regelmäßig werden darüber hinaus Notrufeinrichtungen, Funkeinrichtungen, elektrische Anlagen wie Beleuchtung, Signalanlagen, Not- und Fluchtwegbeleuchtung sowie das Notstromaggregat gewartet und erweitert.

Auf einen Blick

Für all diese technischen Arbeiten bedarf es einiges an Know-How. Damit unsere Patienten sicher in den Gasteiner Heilstollen kommen, gibt es 11 technische Mitarbeiter, die sich um den Zugbetrieb kümmern. Einige davon sind Gesellen des Bergbaus, sogenannte Hauer, einer sogar Steiger, also Bergbaumeister. Bei Sicherungsarbeiten im Stollen gibt‘s immer einen Kürführer, der mindestens Hauer sein muss.

  • Mitarbeiter Technik: 3
  • Lokführer: 6
  • Seehöhe Stollenportal: 1.270m
  • Stollenlänge: 2.540m
  • Stationen im Stollen: 5
  • Anzahl Loks: 4
  • Anzahl Waggons: 20

Beim Lokbau wird selbst Hand angelegt

Mit unseren vier Loks, vierzehn Sitzwaggons, einem Notwaggon und fünf Liegewagen-Waggons, die unsere Patienten jeden Tag sicher in den Stollen bringen, hat unser „Bergbau“-Team jede Menge Arbeit. Sie überprüfen Elektromotoren, Hydraulikanlagen sowie Bremsen, Gestänge und Pneumatik. Zudem steckt in jeder Lok viel Herzblut. Den Lokbau führt unser Team nämlich zum Teil selbst durch, denn es gibt heute keine Firmen mehr, die Elektroloks in unserer Größenordnung, also mit Spurkranzweite von 600 Millimetern herstellen.

Klima im Gasteiner Heilstollen – gut für Patienten, schlecht für Züge

So manches Mal werden unsere Mitarbeiter gefragt, wie wir es hinbekommen, dass es so schön warm im Stollen ist. Na ja, sonderlich viel menschlichen Einsatz braucht es dafür nicht, denn das tropische Klima ist ein Geschenk der Natur und entsteht auf ganz natürliche Weise. Am Ende der letzten großen Eiszeit versickerten große Mengen Schmelzwässer entlang Spalten. Sie durchwässern langsam die 3.000 Meter mächtige Gneisschicht, erwärmen sich und bilden große Thermalwasservorkommen. Der heiße Wasserdampf steigt wieder auf und reichert sich mit Radium, Fluor und Chrom an. Das im heißen Wasser gelöste Radium zerfällt weiter zu Radon. Der radonhaltige Wasserdampf gelangt über Spalten in den Heilstollen und erwärmt diesen auf rund 40°C. Dort liegen unsere fünf Therapiestationen.
Das tropische Klima hat allein aufgrund der Wärme und hohen Luftfeuchtigkeit einen eignen gesundheitlichen Nutzen für Patienten. Wer sich im Stollenbereich eine Zeitlang aufhält, bei dem setzt das sogenannte therapeutische Fieber ein. Die Abwehrzellen arbeiten unter diesen Bedingungen effektiver. Es kommt zu einer Beschleunigung von Stoffwechsel- und Entgiftungsvorgängen, zur Steigerung der Durchblutung und zur Entspannung von schmerzenden Muskeln. Patienten können Infektionen, Entzündungen oder Schmerzen, wie sie beispielsweise bei Rheuma und Hauterkrankungen auftreten, schneller und besser überwinden.

Was Patienten des Gasteiner Heilstollens zu schätzen wissen, ist jedoch für den Zugverkehr eher nachteilig. Die hohe Luftfeuchtigkeit führt zu Korrosion und schnellem Verschleiß der Loks und Waggons. Bei jeder Einfahrt muss daher die Zugstrecke bewettert werden. Dazu wird frische Luft über ein Rohr hineingeblasen. Patienten kennen die dicken, gelbe Rohre, die entlang der Zugstrecke verlaufen.
Neben der hohen Luftfeuchtigkeit tritt zudem Oberflächenwasser durch die Klüfte in den Gasteiner Heilstollen. Damit Patienten und Zugführer keine nassen Füße bekommen, muss das Wasser wieder aus dem Stollen. Diese Entwässerung findet im Heilstollen aber in natürlicher Form statt. Es gibt nämlich ein leichtes Gefälle vom Therapiebereich zum sogenannten Mundloch. Der Höhenunterschied beträgt etwa 8 Höhenmeter, was auf den gesamten Stollen etwa 0,7% Gefälle entspricht. Das ist ausreichend, damit überschüssiges Wasser abfließt.

In der Schließungszeit hat das Bergbau-Team Hochkonjunktur 

Jedes Jahr von Ende November bis Anfang Januar schließt der Gasteiner Heilstollen für fünf bis sechs Wochen seine Türen. In dieser Zeit tun unsere Mitarbeiter alles dafür, dass der Stollen pünktlich zum neuen Jahr in neuem Glanz erstrahlt. Dabei kommt jede Menge Gestein in Bewegung.
Doch von Anfang an: Neben einer guten Planung ist auch eine gute Vorbereitung die halbe Miete. Mit heißer Flamme werden zunächst und fortlaufend die Bergeisen gespitzt und gehärtet für die Absicherungs-Arbeiten im Stollen. Zu diesen Arbeiten gehören auch neue Anker. Sie sichern den Stollen ab, damit unsere Patienten sicher einfahren können. Dazu werden lange Stangen in das Gestein eingebracht und mit einem Ankerfuß im Gestein verankert. Beim Anker bohren kommt schweres Gerät zum Einsatz.

Jedes Jahr erneuert das Team zudem etwa 200 Meter der Gleisanlage des Gasteiner Heilstollens. Schwellen, Gleise und Weichen werden dann ersetzt und erneuert. Unser Bergbau-Team würde dabei sicher auch ohne tropische Temperaturen schon ins Schwitzen kommen. Unter den tropischen Bedingungen bleibt daher nur: Klamotten aus und Badesachen an. Wo sieht man sowas schon: Handwerker in Badehose, der Stollen hat eben seine ganz besonderen Geschichten. Nicht zuletzt werden unsere vier akkubetriebenen Loks während der Schließungszeit einem gründlichen Check unterzogen. Schließlich sollen im kommenden Jahr wieder viele tausend Patienten sicher in den Stollen bringen. Zum Schluss wird alles gründlich gereinigt.
Jedes Jahr Anfang Januar heißt es dann wieder: „Glück auf!“

Weitere informationen

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2 Comments

  1. Ehrt, Manfred sagt:

    Danke. Sehr interessante Infos zum Stollenbetrieb hinter den Kulissen mit den vielen Helfern. Herzlichen Dank dem ganzen Team!

  2. Gasteiner Heilstollen sagt:

    Lieber Herr Ehrt, herzlichen Dank für Ihr Feedback. Wir freuen uns sehr, dass Ihnen der Beitrag gefällt. Herzliche Grüße, Ihr Heilstollen-Team

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