Mit dem Corona-Virus (COVID-19) haben sich bereits viele Millionen Menschen weltweit infiziert. Absehbar ist ein Ende der Corona-Pandemie derzeit nicht. Klar ist auch, das Virus wird uns noch viele Monate und vielleicht auch einige Jahre begleiten. Damit bleibt auch die Angst vieler Menschen, sich mit dem Virus anzustecken. Dem entgegen steht der Wunsch nach einem normalen Leben, nach sozialen Kontakten, nach Reisen oder – wie bei vielen unserer Patienten – nach effektiven Gesundheitsangeboten. Etwa 12.000 Patienten kommen jedes Jahr in den Gasteiner Heilstollen, um ihre entzündlich-rheumatischen und degenerativen Erkrankungen oder chronische Schmerzen zu lindern. Doch wie hoch ist eigentlich die Gefahr sich im Heilstollen mit dem Corona-Virus anzustecken? Die gute Nachricht: Die derzeitige Studienlage zeigt, dass die klimatischen und physikalischen Verhältnisse im Gasteiner Heilstollen virenfeindlich sind. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit ist im Gasteiner Heilstollen in keinem Fäll erhöht, sondern vermutlich sogar deutlich geringer als in anderen Situationen.
Festzuhalten ist: Über das Corona-Virus ist noch relativ wenig bekannt, aber die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden täglich mehr. Darüber hinaus lassen sich Rückschlüsse von verwandten Viren wie SARS, MERS oder Influenza-Viren, über die es eine gute Datenlage gibt, auf das Corona-Virus übertragen.
Das Klima im Gasteiner Heilstollen ist feucht und warm: Von 37 Grad bei 75 Prozent Luftfeuchtigkeit auf Station 1 bis zu 41 Grad bei fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit auf Station 4. Diese klimatischen Verhältnisse haben einen negativen Einfluss auf die Übertragungs- und Infektionsrate von Viren. Dies wurde in wissenschaftlichen Studien untersucht und nachgewiesen.
Kürzlich publizierte Studien zeigen, dass die Übertragungsrate stark von Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängt. So senkt bereits eine Erhöhung der Lufttemperatur um 1 Grad und 1 % mehr Luftfeuchtigkeit die effektive Reproduktionsrate R von SARS-CoV-2. Eine mögliche Erklärung ist, dass viele Viren bei kalten Temperaturen stabiler sind und die Tröpfchen, die das Virus enthalten, bei trockener Kälte länger in der Luft bleiben. Darüber hinaus scheint das Corona-Virus bei steigender Temperatur und Luftfeuchtigkeit drastisch an Überlebensfähigkeit zu verlieren. Die Schutzhülle des Corona-Virus bricht leicht bei höheren Temperaturen auf und eine höhere Luftfeuchtigkeit vermindert die Übertragungsrate von Mensch zu Mensch, beispielsweise weil größere Tröpfchen auf Grund der Schwerkraft schneller zu Boden sinken.
Radon, Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit sind die Wirkfaktoren im Heilstollen
Des Weiteren führt kalte, trockene Luft zu einer Schwächung des Immunsystems und macht dadurch den Organismus anfälliger für eine Infektion. Die feuchte Wärme im Gasteiner Heilstollen wiederum sorgt für eine bessere Durchblutung und Befeuchtung der Schleimhäute und bessere Abwehrfunktion bei Atemwegserkrankungen.
Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten im Gasteiner Heilstollen führen zu einer Erhöhung der Kernkörpertemperatur bis zu 39°, was einem therapeutischen Fieber entspricht. Fieber entwickelt der Körper auch bei viralen oder bakteriellen Infektionen, um die Effektivität des Immunsystems zur Bekämpfung der Infektion zu erhöhen. Es gibt Hinweise, dass auch durch das therapeutische Fieber Erreger schneller attackiert werden.
Das Corona-Virus wird durch Tröpfchen oder Aerosole von infizierten Personen übertragen. Dabei gilt: Je kleiner die Tröpfchen, desto länger bleiben sie in der Luft, ehe sie zu Boden sinken. Luftverwirbelungen und klimatische Verhältnisse beeinflussen die Fallgeschwindigkeit.
Unterschiedliche menschliche Aktivitäten produzieren mehr oder weniger Tröpfchen:
Im Gasteiner Heilstollen steigt die Luftfeuchtigkeit bis auf fast 100 Prozent an, und es ist zu vermuten, dass Partikel beispielsweise nach dem Niesen, Husten oder Sprechen rasch auf Wasserdampf in der Luft treffen, dadurch vermutlich an Größe gewinnen und aus physikalischen Gründen schneller zu Boden fallen.
Patienten mit Husten und Schnupfen und/oder Fieber dürfen nicht in den Heilstollen einfahren. Außerdem gilt im Heilstollen ein Ruhegebot (Nicht-Sprechen) ab der Einfahrt in den Heilstollen und auch im Therapiebereich. Dies wird von den Patienten in der Regel eingehalten.
Radon, das im Gasteiner Heilstollen natürlich aus dem Gestein austritt, hat ersten Studien nach möglicherweise einen inaktivierenden Effekt auf Viren. Zudem löst Radon im Körper Prozesse aus, die vermutlich eine Immunantwort auf ein Virus unterstützen.
Auf Grund der immunmodulierenden Eigenschaften der Heilstollentherapie können viele Patienten nach einer Kur immunmodulierenden Medikamente reduzieren oder gar absetzen. Somit könnte die Heilstollenkur das Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Infektion möglicherweise sogar reduzieren.
Mehr Informationen darüber wie die Heilstollentherapie beispielsweise Rheumatikern hilft, Biologika zu reduzieren finden Sie im Artikel Wie Rheuma-Patienten Biologika reduzieren können
Der Übertragungs- und Infektionsmechanismus von Viren allgemein und von Corona-Viren ist komplex und noch nicht in allen Aspekten ausreichend erforscht. Es gibt jedoch bereits viele Befunde und Hinweise, die zeigen, dass eine Ansteckung im Gasteiner Heilstollen auf Grund der bestehenden klimatischen und physikalischen Bedingungen deutlich reduziert ist. In jeglicher Lebenssituation besteht eine Restgefahr, doch es darf nicht vergessen werden, dass die Wirkfaktoren der Heilstollentherapie bei wiederholten therapeutischen Einfahrten, positive gesundheitliche Effekte, u.a. auf das Immunsystem, haben.
Unserem Wissen nach gab es in der 68-jährigen Geschichte des GHST mit therapeutischen Einfahrten nie ein größeres Problem mit einer erhöhten Ansteckungsgefährdung, hohen Infektionsraten bzw. einer Epidemie, auch nicht in Zeiten, die durch eine Grippeviren-Welle gekennzeichnet waren.
Welche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen wir im Gasteiner Heilstollen zusätzlich ergriffen haben, können sie im Artikel Corona-Sicherheits- und Hygiene-Konzept – Gasteiner Heilstollen
Im Eingangsbereich gibt es eine Sicherheitsschleuse mit Abstandsmarkierungen
Haben Sie medizinische Fragen zum Heilstollen & Corona? Gerne beantwortet unser Ärztlicher Leiter Dr. Martin Offenbächer MPH Ihre Anliegen. Bitte melden Sie sich im Haus bei der Medizinischen Aufnahme, telefonisch unter 0043 (0)6434 3753-0 oder per E-Mail unter info@gasteiner-heilstollen.com.
Die Informationen aus diesem Beitrag stammen aus dem Artikel „Der Gasteiner Heilstollen und eine mögliche Ansteckungsgefahr im Therapiebereich mit Viren“, Offenbächer et al (2020), der zuerst in der Zeitschrift Journal rheuma plus, 1-6 erschienen ist.
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2 Comments
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen zum Heilstollen+Corona-Situation. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass eine Heilstollen-Einfahrt nicht mehr Risiko einer Infektion mit Corona-Viren hat als unser Alltag. Leider ist es mir aus beruflichen Gründen ( Rentner mit Nebenjob ) dieses Jahr nicht mehr möglich eine Kur im Heilstollen und dem schönen Gasteiner Tal zu buchen ( Absage meiner Buchung für Ende April ist erfolgt ), jedoch habe ich vor nächstes Frühjahr wieder eine Heilstollen-Kur zu machen . Ihre Hygiene-Konzept und alle Maßnahmen die getroffen wurden finde ich vorbildlich, sodass man mit einem guten Gefühl einfahren kann. Ich wünsche Ihnen allen weiterhin alles Gute und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße
Liebe Frau Weigner,
herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Wir freuen uns, Sie im nächsten Frühjahr wieder begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen bis dahin alles Gute!
Herzlich, Ihr Heilstollen-Team