Viele chronische Erkrankungen verursachen Schmerzen. Für Betroffene gehört der tägliche Griff zur Schmerztablette dann zum Alltag wie Zähneputzen und Essen. Medikamente sind Segen und Fluch zugleich: Sie machen Symptome der eigentlichen Erkrankung erträglicher, bekämpfen aber nicht die Ursachen
und haben Nebenwirkungen. Leider gibt es bei vielen chronischen Erkrankungen keine Therapie, die heilen kann. Deshalb sind Patienten mit chronischen Schmerzen oft ein Leben lang auf die Pillen angewiesen, nicht selten sind es viele hunderte im Jahr. Sie hinterlassen Spuren: Die langfristige Einnahme führt zu Schäden an Schleimhäuten von Magen und Darm, am Herz-Kreislaufsystem, an Leber und Nieren. Die Radontherapie kann in vielen Fällen Krankheiten zwar auch nicht komplett heilen, jedoch zumindest in ihrem Verlauf günstig beeinflussen. Zudem hilft sie auf natürliche Weise, Schmerzen zu reduzieren und damit den Medikamentenbedarf zu senken.
Am häufigsten kommen in der Schmerztherapie die klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika, kurz NSAR, zum Einsatz. Dazu gehören Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Acetylsalicylsäure. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Vergleichbare Wirkung bei zahlreichen chronisch-entzündlichen und degenerativen Erkrankungen haben Therapien mit niedrig dosierter Strahlung wie die Radontherapie. Patienten nutzen das natürlich vorkommende Klima während einer Kur in ehemaligen Bergwerken, die heute zu sogenannten Heilstollen umfunktioniert sind. In Thermalstollen wirkt zusätzlich ein tropisches Klima, mit Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit, schmerzende Muskeln zu entspannen. Auf den Therapiestationen im Berg tritt das Edelgas Radon natürlich aus dem Gestein aus und wird über Haut und Lunge aufgenommen. Radon ist ein geruch- und farbloses Edelgas, das in der Erdrinde vorkommt. Jeder Mensch nimmt es über die Atemluft und Nahrung auf. Aufgrund seiner nachgewiesenen therapeutischen Wirksamkeit bei verschiedenen Krankheitsbildern kommt Radon schon seit mehr als 100 Jahren in niedrigen Dosen als Heilmittel zum Einsatz. Bei der niedrigen Strahlung werden keine Gewebezellen abgetötet, sondern die medizinische Wirkung beruht auf einer Reduktion der Aktivität von Schmerzbotenstoffen. Zudem regt sie die körpereigene Zellreparatur an.
„Bei allen Formen von radioaktiven Therapien müssen, wie bei anderen medizinisch-therapeutischen Verfahren auch, Vor- und Nachteile abgewogen werden“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl, wissenschaftlicher Leiter des Gasteiner Heilstollen. „In vielen Situationen hat die Radonwärmetherapie eine wesentlich günstigere Nutzen-Risiko-Konstellation als Schmerzmittel vom NSAR-Typ.“ Nach einer Radontherapie hält die Schmerzlinderung bis hin zur kompletten
Beschwerdefreiheit bis zu neun Monate an. Vor allem Patienten mit entzündlichen Rheuma-Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Bechterew, Rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis und Patienten mit chronisch-degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates oder Fibromyalgie erzielen mit der Radonwärmetherapie besonders gute Effekte. Krankenkassen übernehmen oft die Therapiekosten.