Bad Gastein, November 2013. Ende November bezog das Forschungsinstitut Gastein (FOI) neue Räumlichkeiten und nutzt nun Synergien effizienter. Das FOI ist dem Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) angegliedert. Im Zentrum der Forschung stehen die Thermalquellen im Gasteinertal und insbesondere das radioaktive Edelgas Radon, das sich als schmerzlinderndes Heilmittel bei rheumatischen und anderen Erkrankungen bewährt hat. Zudem gibt es neue Forschungsimpulse im Hinblick auf Osteoporose und metabolische Erkrankungen.
Ab sofort gibt es ein neues Großraumlabor, das sich die FOI-Mitarbeiter mit anderen Forschungsgruppen teilen. „Durch den Umzug entstehen kommunikative Möglichkeiten im interdisziplinären Rahmen. Zudem versprechen wir uns eine noch bessere Nutzung der Ressourcen durch die Möglichkeiten des Facility-Sharings mit anderen Forschungsgruppen“, kommentiert Univ.-Prof. Dr. Markus Ritter, Vorstand des FOIs. Dabei ist der Umzug in die neuen Salzburger Räumlichkeiten ein Meilenstein in dem seit einigen Jahren andauernden Modernisierungsprozess des Instituts. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde das FOI 2006 als autonomes Institut integraler Bestandteil der PMU. „Durch die Integration in die Universität hat das FOI vollen Zugang zur modernen wissenschaftlichen Infrastruktur. Ein weiterer Laborstandort in Bad Gastein ermöglicht wiederum engen Kontakt zu Ärzten, Kompetenzträgern und ortsgebundenen Heilmitteln.“
Zum einen gehört die unabhängige Durchführung und Koordination klinischer Studien rund um die Heilmittel und insbesondere um das Edelgas Radon zu den Aufgaben des FOIs. Zum anderen forscht das Institut grundlagenwissenschaftlich im Bereich verschiedener Erkrankungen. So ist der Erfolg der Radontherapie bei Rheuma hinsichtlich Schmerzstillung und Beweglichkeitsverbesserungen bereits gut dokumentiert. Auch die den rheumatischen Erkrankungen zugrundeliegenden pathophysiologischen Vorgänge sind bereits sehr gut erforscht. Unklar ist aber nach wie vor der genaue Wirkmechanismus des Radons, also auf welche biomedizinischen Vorgänge und Prozesskaskaden Radon modulierend einwirkt. Die Bemühungen, den Evidenzgrad rund um die Radontherapien zu erhöhen, finden ihre praktischen Anwendungen in den Gasteiner Gesundheitseinrichtungen. „Die Untersuchungen des FOI untermauern immer wieder unsere jahrzehntelange Erfahrung. Dies schafft die wichtige Basis zur weiteren Etablierung der Radontherapie“, fasst Univ.-Doz. Dr. Bertram HölzI, ärztlicher Leiter des Gasteiner Heilstollens, die Bedeutung des FOI für die Gesundheitseinrichtungen zusammen.
Darüber hinaus rücken die Mitarbeiter des FOI seit jüngster Vergangenheit auch andere Krankheitsbilder in den wissenschaftlichen Fokus. So weisen Studien auf positive Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen hin, was den Forscherblick auch auf Osteoporose lenkt. Aktuell läuft daher eine Studie mit dem Titel „Die Gasteiner Radonkur: Knochenaufbau, Immunsystem und Radon.“ Bekannt ist außerdem, dass Radon zentral in Entzündungsgeschehen eingreift und den Botenstoff TNF-alpha moduliert. So kann es beispielsweise gelingen, nach einem Therapieaufenthalt im Gasteiner Heilstollen die Einnahme von TNF-Hemmern zu reduzieren. Da TNF aber nicht nur das Entzündungsgeschehen, sondern auch die Empfindlichkeit von Geweben gegenüber Stoffwechselhormonen beeinflusst, setzt Prof. Ritter hier ebenfalls neue Forschungsimpulse. So gibt es die Vermutung, dass Radon die Sensitivität der Gewebe gegenüber Insulin beeinflussen kann. Die TNF modulierende Wirkung des Radons könnte künftig also durchaus auch Patienten mit metabolischen Erkrankungen wie Diabetes zugutekommen.