Bad Gastein, Juli 2012. Jährlich 14.000 behandelte Patienten, 3 Millionen Einfahrten in den letzten Jahrzehnten und mehr als 20 Krankheitsbilder, die sich bessern – so die Bilanz des Gasteiner Heilstollen/Österreich zum 60-jährigen Jubiläum. Seit 1952 wird in diesem Radonstollen das natürliche Klima für eine kombinierte Low-dose-Radon- und Hyperthermie-Therapie (LDRnHT), genutzt. Durchgeführt wird sie meist in Form einer mehrwöchigen Kur im Radonthermalstollen mit etwa 10 Einfahrten á 60 Minuten auf verschiedenen Therapiestationen. Für Morbus Bechterew-Patienten ist der Stollen heute weltweit größtes Therapiezentrum. Von Beginn an wird die Wirkung der LDRnHT wissenschaftlich untersucht. Pünktlich zum Jubiläum in diesem Jahr belegt eine neue Studie die positive Wirkung auf den Knochenstoffwechsel bei Morbus Bechterew-Patienten.
Heilung statt Goldader
Nur durch Zufall wurde das Heilklima überhaupt entdeckt: Auf der Suche nach Gold erkundeten Bergarbeiter zu Beginn des 2. Weltkrieges den Gasteiner Radhausberg. Im Hinblick auf Gold war die Suche eine Enttäuschung. Zu den Gewinnern gehörten jedoch die einfachen Bergarbeiter. Sie gaben an, dass ihre rheumatischen Beschwerden,entzündlichen oder durch Verschleiß bedingten Gelenksprobleme, aber auch Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und Hauterkrankungen während der Arbeiten im Stollen wie von selbst verschwanden. Fortan startete die Universität Innsbruck 1946 mit umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen. Fazit: Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten sowie der Radongehalt in der Stollenluft besitzen heilende Wirkung. In einem Gutachten der Universität Innsbruck hieß es 1951: „Der Behandlung im Gasteiner Heilstollen ist ein Heilwert zuzusprechen, welcher bei einer beachtlichen Anzahl von Krankheiten den Wert der modernsten Behandlungsmethoden übertrifft.“ Seit 1952 fahren deshalb jährlich tausende Heilungssuchende in den Heilstollen zur Therapie ein.
Gefragt wie eh und je
Seither wurde das Angebot des Gasteiner Heilstollens immer weiter entwickelt. Heute erhalten Patienten ein maßgeschneidertes multimodales Behandlungskonzept bestehend aus Heilstolleneinfahrten, physikalischen Anwendungen und entsprechenden Schulungsprogrammen. In enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Gastein (FOI) der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg unternimmt der Heilstollen auch heute intensive Anstrengungen, das Gesundheitsangebot der Radontherapie wissenschaftlich fundiert auf Zuverlässigkeit und Gültigkeit zu überprüfen. So untersuchte das FOI vor Kurzem in einer Pilotstudie die Wirkung der LDRnHT auf den Knochenstoffwechsel bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Dabei zeigte sich, dass sich die LDRnHT signifikant positiv auf den Knochenstoffwechsel bei Morbus Bechterew-Patienten auswirkt. Umfangreichere Studien zur Bestätigung der Ergebnisse sind in Planung. Zudem belegen andere Studien die Wirksamkeit der Radontherapie bei Morbus Bechterew hinsichtlich der Reduktion von Druckschmerzschwellen,Schmerzintensität, funktionellen Einschränkungen und Medikamentenverbrauch. Dieser signifikante Effekt hält meist über viele Monate nach Therapieende an. Mittlerweile stellt der Gasteiner Heilstollen das weltweit größte Therapiezentrum für die Behandlung von Morbus Bechterew dar. Auch bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut zeigt die LDRnHT gute Behandlungsergebnisse.